3163: Freundliches Feuer
Alaska Saedelaere. Für mich trägt dieser Name Magie. Nicht so sehr wegen der ungewöhnlichen Buchstabenkombination, sondern weil so viel von mir in dieser literarischen Figur steckt. Genauer gesagt: von meinem Teenager-Ich.
Chefredakteur Klaus N. Frick äußerte einmal, er hielte Alaska Saedelaere für die perfekte William-Voltz-Figur. Hochintelligent – er wird zum Cheflogiker der Terraner. Jemand, den es in Weiten führt, die niemand sonst verstehen – der kosmische Mensch. Zugleich entstellt und isoliert durch das Cappinfragment in seinem Gesicht, dessen Anblick jedes Intelligenzwesen den Verstand kostet – der Maskenträger. Mit anderen Worten: ein in das Bezugssystem der fantastischen Literatur transferierter männlicher Teenager. Aus der Sicht der Lesergruppe, zu der ich bei meinem Erstkontakt mit PERRY RHODAN gehörte, zugleich »jemand wie ich« und »jemand, der ich gern wäre« – und eine Figur, die dieses Spannungsfeld aushält.
Viel später, ich schrieb für PERRY RHODAN-NEO, führte ich gemeinsam mit Rüdiger Schäfer das Publikum der Role Play Convention in »die PERRY RHODAN Experience« ein. Dazu gehörte auch eine Übersicht zu den wesentlichen Figuren. Rüdiger nannte die üblichen Verdächtigen: Perry Rhodan, Atlan, Reginald Bull, Gucky, Icho Tolot. Und ich: Alaska Saedelaere, der damit auch seinen Weg in die Präsentation fand. Erstaunlich sei, so argumentierte ich, dass eine Heftromanserie eine Bühne für eine literarisch dermaßen herausragende Figur böte.
Noch erstaunlicher finde ich, wie dauerhaft mich Alaska Saedelaeres Abenteuer beeindruckt haben. Nachdem ich zuvor sein Wiederauftauchen in der Serie vorbereiten durfte, bekam ich ihn in Freundliches Feuer erstmals als Akteur. Im Exposé eigentlich nur als Randfigur, aber mir war sofort klar, dass er ins Zentrum gehörte. Doch von der Erkenntnis führte ein steiler Weg zur Umsetzung.
Der Roman erforderte einiges an Recherche zu Raumschiff- und Waffentechnik, aber den eigentlichen Kampf lieferte ich mir mit meinem früheren Ich, das vor Ehrfurcht im Fanboy-Modus erstarrt, sobald der Name Alaska Saedelaere fällt. Nur: Mit erstarrten Fingern kann man nicht schreiben. Vielmehr muss man als Autor die Figuren ins Geschirr nehmen, sie in den Dienst der Geschichte stellen, die es zu erzählen gilt. Bei Perry, Atlan und all den anderen, die Rüdiger (und nicht nur er) als Ikonen der Serie sehen, ist mir das nicht schwergefallen. Aber Alaska … es war wirklich ein Kampf.
Und zugleich ein Rausch.
Selten habe ich beim Schreiben eines Romans so gelitten. Und selten habe ich jeden mir als gelungen erscheinenden Absatz dermaßen als Triumph empfunden, wie in den Passagen, in denen es um den kosmischen Menschen geht.
Alle Fans sind mir teuer. Aber ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass Freundliches Feuer – direkt bei Erscheinen oder später – einem männlichen Teenager in die Hände fallen könnte. Wenn Alaska Saedelaere dann für diesen Teenager dasselbe wird, was er für mich geworden ist, habe ich alles richtig gemacht.
Zum Erscheinen des Heftromans gab es eine Lesung mit Diskussion bei Radio Freies Ertrus, die Aufzeichnung kann abgerufen werden.
Zu Freundliches Feuer gibt es auch eine Hörbuchversion, gelesen von Martin Bross.
Markus Gersting hat eine Videobesprechung zu Freundliches Feuer auf YouTube eingestellt.
Das Radio Freies Ertrus bespricht Freundliches Feuer in Folge RFE030.
Der Terranische Kongress bespricht Freundliches Feuer in der Folge Time Bandits.