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Epistula Corvi VII


Liebe Leserinnen und Leser,


das Lesen ist mein liebstes Hobby. Wenn ich ihm nachgehe, tue ich das gern in meinem blauen Lesesessel mit Fußhocker, Beistelltischchen und Blick auf meine Bücherregale. Dort habe ich es kuschelig, der Kühlschrank ist nicht weit, und egal, in welche rauen Gefilde ich der Geschichte folge, habe ich immer genug Licht, um die Buchstaben zu erkennen und genug Wärme, um nicht zu frieren.

20151216 Benefizlesung

Damit gehöre ich zu einer privilegierten Schicht auf unserem Planeten. Ich habe durchgängig eine Schule besucht, kann ohne Angst durch Buchhandlungen schlendern, esse eher zu viel als zu wenig und der letzte Stromausfall liegt so lange zurück, dass ich mich nicht daran erinnere. Der Grund dafür ist ein simpler Umstand: Ich hatte das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren worden zu sein.

Die meisten Menschen auf der Erde sind ebenso fleißig wie ich, und ihre Eltern waren es auch, aber viele von ihnen leben in so bitterer Armut, dass schon sauberes Trinkwasser ein Luxus für sie ist. Dabei ist die Erde ein Planet des Lebens – sogar der einzige Himmelskörper, der Leben trägt, so weit wir wissen. Gerade als Science-Fiction-Autor fasziniert mich die Vorstellung von der Besiedlung des Mars, aber die Umgebung, die wir dort vorfinden, ist ungefähr so lebensfeindlich wie eine radioaktiv verstrahlte Antarktis. Die Erde dagegen ist ein Garten Eden, in dem es eigentlich genug für alle gibt.

Aber bis jetzt schaffen wir Menschen es oft nicht. Im Resultat müssen wir erkennen, dass es immer wieder Diktatoren, Terroristen und Verbrecher gibt, die ihren Mitmenschen das Leben zur Hölle machen. Wer das Pech hat, in ihrer Nähe zu wohnen, kann für ein falsches Wort seine Zunge verlieren. Er kann über Schuttberge den Heimweg antreten und dann feststellen, dass sein Haus zu einer Ruine zerbombt wurde. Wenn er Glück hat, wurde niemand aus seiner Familie getötet oder verkrüppelt. Vielen fehlt selbst dieses kleine Glück.

Wenn die Frucht der eigenen Arbeit immer wieder willkürlich zerstört wird, wenn das gesamte Umfeld von Gewalt beherrscht wird, wenn die einzige Autorität von Verbrechern ausgeübt wird, wenn es keine Perspektive auf Besserung gibt und auch die Kinder keine Zukunft jenseits des Elends haben, dann ist es an der Zeit, die Heimat und auch das bisherige Leben, den Großteil der eigenen Identität hinter sich zu lassen und sich auf den Weg zu machen. Es ist Weihnachtszeit, wir alle kennen die Geschichte der Heiligen Familie, die vor dem Kindermörder Herodes nach Ägypten floh und dort Aufnahme fand. 2004 habe ich dieses Land bereist, noch heute sind die koptischen Christen stolz darauf, dass ihr Land den Flüchtlingen Zuflucht bot.

Aus den Nahen Osten, wo auch das Land der Bibel liegt, kommen heute viele Flüchtlinge zu uns. Ich bin zuversichtlich, dass sie mit Recht sagen können: »Wir haben es geschafft, wir sind in Sicherheit.« Irgendwann werden wir auf diese Zeit zurückschauen und ebenfalls stolz sagen können: »Wir haben geholfen.«

Einen kleinen Beitrag darf auch ich als Schriftsteller dazu leisten. Unter dem Motto »Refugees Welcome« organisiert meine Kollegin Daniela Nagel eine Benefizlesung im Heinrich-Heine-Gymnasium in Köln-Ostheim (Hardtgenbuscher Kirchweg 100). Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 16. Dezember, ab 1900 Uhr statt. Der Vorverkauf hat bereits begonnen, die Karten bekommt man in der Buchhandlung Rather Bücherstube, 0221-861991, oder im Sekretariat der Schule. Da die Lesung, die ich gemeinsam mit sechs Autorinnen bestreiten werde, in der Aula der Schule stattfinden wird, die viel Publikum fasst, wird es aber auch an der Abendkasse noch Karten geben. Die Texte werden sehr abwechslungsreich sein, von unterhaltsamen Frauenromanen bis zur Dark Fantasy, die Schüler werden musikalische Einlagen geben und auch für das leibliche Wohl haben einige Spender gesorgt. Apropos Spende: Alle Beteiligten verzichten auf ihr Honorar, der Erlös kommt den Flüchtlingen vor Ort zugute, insbesondere der Integrationsklasse des Gymnasiums.

Programm Refugees Welcome

Was war

Recht schnell nach dem Versand der vorigen Epistula Corvi ging es für mich nach Dillingen ins Saarland in die Buchhandlung Drachenwinkel. Dort durfte ich meinen Roman Drachenmahr einem ungewöhnlich fachkundigen Publikum vorstellen. Der Drachenwinkel richtet nämlich eine Lesungsreihe aus, in der beinahe jeden Freitag ein Autor zu Gast ist. Den Schwerpunkt bildet die fantastische Literatur, aber es gab auch schon Ausflüge in die Historie und den Thriller. Die Veranstaltung ist so etabliert, dass sie sich eines hohen Anteils an Stammpublikum erfreut. Man kennt sich, in der Pause geht die Karte vom Pizzaservice rum und hinterher bleiben noch viele zum Essen. Die zweite Hälfte des Abends hat Conreporter Patrik für ein Interview genutzt.

Tags darauf war ich im Kölner Café Duddel zu Gast, wo ich den PERRY-RHODAN-Freunden und einigen Neulingen meinen Gastbeitrag zur größten Weltraumserie der Welt vorstellen durfte. Für mich war das ein Revival, fand doch in ebendiesen Räumlichkeiten die »Literatur um 8« statt, eine Leseveranstaltung, bei der ich Anfang der 2000er oft zu Gast war und manchmal auch meine Kurzgeschichten vortrug. Auf meinem YouTube-Kanal gibt es einen Mitschnitt.

Zu meinem PERRY-RHODAN-Gastbeitrag habe ich auch einen Werkstattbericht im PERRY RHODAN Report 493 verfasst, einer Beiheftung zum Heftroman mit der stolzen Nummer 2828. Mein Artikel trägt den Titel Ein Gläschen Wein im Sternenlicht, weil verschiedene Lektoratsstufen versuchten, meinem Raumschiffkapitän das wohlverdiente Fläschchen aus dem Manuskript zu streichen. Selbstverständlich hat sich der Autor mit Löwenmut vor seine Figur geschmissen, in diesem Aspekt hat die Geschichte also ein Happy End.


Der Gast-Doppelband ist ebenfalls Schwerpunkt des Interviews, das in Nummer 80 der Zeitschrift SOL abgedruckt ist. Ein wenig geht es aber auch um Drachenmahr und den ColoniaCon, ein Fantreffen, das ich hier in Köln mitorganisiere. Die SOL ist das Vereinsmagazin der PERRY RHODAN Fanzentrale, in die ich nun eingetreten bin. Ich habe die Mitgliedsnummer 2.804.


Wen meine Meinung über das Schriftstellerhandwerk interessiert, der wird in Sylvia Englerts Ratgeber Fantasy schreiben und veröffentlichen einige Zitate von mir finden. Die Autorin hat viele Fantasyschaffende interviewt, was ihrem Buch einen hohen Praxisbezug verleiht. Zudem hat sie das Exposé zu Grauwacht abgedruckt. Vielleicht ist es für die Kenner des Romans besonders interessant, die Abweichungen zwischen diesem Handlungsabriss und der fertigen Geschichte aufzuspüren.


Eine gute Dreiviertelstunde kann man sich den Beitrag in meinem Videoblog anschauen, der sich um das Überarbeiten von Manuskripten dreht.


Etwa ebenso lange unterhalte ich mich mit Susanne Kasper in der Rabenloge. Die Social-Reading-Expertin erzählt etwas über Leserunden, Buchmessen, ihre Schafe, Pferde, Hunde und die 7.000 Bücher, mit denen sie ihr Haus teilt.

Gefreut habe ich mich über die Unterstützung beim Lesezeichen für Rotes Gold, den Roman, der nächstes Jahr erscheinen wird. Die Lesezeichen zu Schattenkult gehen nämlich rapide zur Neige, und nun möchte ich mit einem aktuellen Titel nachlegen. Die Lesezeichen sind auf Veranstaltungen immer beliebt, ich kann sie signieren oder auf der Rückseite eine Gedächtnisstütze notieren. Bei Rotes Gold halfen mir meine Fans, mich für einen Text und ein Design zu entscheiden. Inzwischen sind die Lesezeichen fertig:

Lesezeichen ROTES GOLD

Was ist

Hier in Köln ist die 111 traditionell eine runde Zahl. In jedem Fall zählt sie als Jubiläum. Diese Marke hat die Abonnentenzahl meines YouTube-Kanals nun überschritten, was mich sehr freut. Auf dem Bernard-Craw-Kanal sind es sogar noch 100 mehr, obwohl ich dort seit einem halben Jahr nichts mehr hochgeladen habe.Gerade seit der letzten Epistula Corvi hat sich eine gewisse positive Dynamik entwickelt. Auch wenn mir klar ist, dass es YouTube-Kanäle mit mehreren Millionen Abonnenten gibt, ich also nur ein winziges Funkfeuer im Feuersturm der Onlinesender betreibe, ist es für mich eine schöne Vorstellung, dass sich genug Interessenten für meine Beiträge finden, um einen Saal zu füllen.


Der Schwerpunkt meiner aktuellen Arbeit liegt auf meiner Fantasyreihe Die Schwertfeuer-Saga, die ab Sommer 2016 im Piper Verlag erscheinen wird. Dabei wird es actionreich zugehen. Im Mittelpunkt steht die Söldnereinheit Klingenrausch. Als deren Anführer fällt, hat seine Tochter Eivora alle Hände voll zu tun, die Legion zusammenzuhalten – und die Gegner auf dem Schlachtfeld nehmen keine Rücksicht auf Anfängerinnen.

Den Auftakt macht im Juni 2016 der Roman Rotes Gold. Er wurde bereits den Verlagsvertretern vorgestellt, es gibt ein Titelbild und der Text liegt derzeit im Vorlektorat.

Im Winter 2016/2017 geht es mit dem zweiten Band weiter. Vorgestern konnte ich die Rohfassung abschließen, etwa einen Monat habe ich an den 425 Seiten geschrieben, ein paar Tage länger als gewöhnlich. Zwischendurch war ich der Meinung, den Beruf verfehlt zu haben. Das ist normal, es geht mir bei jedem Roman so, manchmal mehrmals täglich. Diesmal stehe ich allerdings staunend vor dem Ende der Geschichte. Trotz Szenenplan und Exposé hatte ich während des Schreibens das Gefühl, der Text wolle mir etwas sagen, spräche aber in einer fremden Sprache zu mir. Erst jenseits von Seite 300 wurde mir klar, was die Botschaft dieses Romans ist: »Freundschaft taugt nichts.« Wohlgemerkt: Das ist nicht meine Meinung, das ist, was diese Geschichte aussagt. Im Nachhinein ist mir glasklar, dass alle Ereignisse auf genau dieses Fazit hinauslaufen.

Auf den ersten Korrekturgang bin ich noch gespannter als sonst. Möglicherweise werde ich feststellen, dass die erste Hälfte doch nicht so stringent ist, wie sie mir jetzt erscheint. Dann werde ich sie mit Freuden ändern, sogar komplett neu schreiben, denn die letzten hundert Seiten gehören zum Besten, was ich jemals einer Tastatur anvertraut habe. Ich vermute aber, dass es wirklich so sein wird, wie es sich jetzt anfühlt: Es war alles klar, vom ersten Tastenschlag an – nur der Autor hat es nicht erkannt.

Was wird

Nordwärts     Rotes Gold     Himmelsturm

Da sowohl Heyne als auch Piper ihre Programmvorschauen online gestellt haben, kann ich nun die Veröffentlichungstermine der nächsten Romane bekannt geben:

Der erste Band der Phileasson-Saga, die ich gemeinsam mit Bernhard Hennen schreibe, trägt den Titel Nordwärts und erscheint im April 2016.

Im Juni 2016 kommt mit Rotes Gold der Auftakt der Schwertfeuer-Saga in die Buchhandlungen.

Der August 2016 bringt den zweiten Teil der Phileasson-Saga. Er heißt Himmelsturm, sprich: Himmels-Turm. Es geht also um ein legendäres Gebäude.

Die Verlagsvorschauen decken den Zeitraum bis September 2016 ab, deswegen ist Schwertfeuer II noch nicht enthalten. Der Roman ist für den Winter 2016/2017 geplant.

Ich vermute, dass auch die nächsten Phileasson-Bände in diesem Bereich erscheinen werden.

Im Frühjahr 2017 wird Piper meinen Science-Fiction-Titel veröffentlichen.


Dieses Science-Fiction-Manuskript könnte auch die nächste größere Schreibarbeit werden, die ich angehe. Es wird eine echte Space Opera, mit Raumschiffen, die zwischen den Sternen reisen, Außerirdischen und fremden Planeten.

Alternativ könnte es auch sein, dass ich zunächst mein »Polster« an Phileasson-Manuskripten ausbaue. Das ist noch nicht entschieden. Derzeit liege ich gut im Plan, sodass die Sache nicht drängt, aber auch für den Science-Fiction-Roman ist ja noch viel Zeit.


Ganz sicher wird es in den kommenden Monaten viel zu überarbeiten geben, und zwar in verschiedenen Stufen, von eigenen Sichtungen über den Austausch mit Bernhard Hennen bis zum Vor- und Hauptlektorat. Dabei ist es schön, dass meine Texte in so unterschiedlichen Phasen stecken, das garantiert eine abwechslungsreiche Tätigkeit.


Zur Entspannung daddele ich an meinen Webseiten. Neben bernardcraw.net und robertcorvus.net entsteht gerade phileasson.de, denn wir wollen den Fans der neuen Reihe ein bisschen Bonusmaterial bieten.


Im Dezember möchte ich einige Videos drehen. Bislang habe ich mit meinen Schreibzeichen, der Rabenloge und meinen Beiträgen rund um die Schriftstellerei vor allem Formate für eingefleischte Fans und Zuschauer, die selbst gern schreiben. Nun habe ich eine Idee für eine Videoreihe, die sich primär an Leser richtet. Ich hoffe, dass sie sich gut umsetzen lässt.


Überhaupt, Lesen. Wie eingangs erwähnt ist das mein Lieblingshobby, und dem möchte ich in den dunklen Monaten verstärkt frönen. Ich hänge ein bisschen zurück, was die aktuellen Bestseller in meinen Genres angeht, und möchte nun wieder einen Überblick gewinnen, was die geschätzten Kolleginnen und Kollegen zu erzählen haben.


Das wird sicher auch meine eigenen Ideen befeuern. Ein paar Elemente für künftige Projekte schweben schon wieder in meinem Kopf herum, vielleicht gelingt es mir, einige davon zu einem Exposé zu verdichten, mit dem ich meinen Agenten begeistern kann.


Und – nicht vergessen: Am 16. Dezember heißt es »Refugees Welcome« im Heinrich-Heine-Gymnasium Köln-Ostheim ...


Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit,



Robert CorvusBernard Craw




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