Epistula Corvi LVII
Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin nun ein Geehrter – ganz offiziell. Man hat mir nämlich den BuCon-Ehrenpreis zuerkannt.
Dieser Preis wird auf dem jährlich am Samstag der Frankfurter Buchmesse stattfindenden Buchmesse Convent verliehen und zeichnet Personen aus, die sich um dieses Treffen der deutschsprachigen Fantastikszene und um die deutschsprachige Fantastik insgesamt verdient gemacht haben.
Bernhard Hennen hielt die Laudatio für mich. Als Grund für die Auszeichnung nannte er mein vielfältiges Werk, das von PERRY RHODAN über eigenständige Romane und Die Phileasson-Saga bis zu den Vagabunden reicht. Ja, auch diese gerade gestartete Serie fand Erwähnung. Das freut mich besonders, weil es belegt, dass in der Szene wahrgenommen wird, dass hier etwas Außergewöhnliches passiert: Nach über einem Jahrzehnt kehrt die Fantasy in den Zeitschriftenhandel zurück. Das kann ein Tor öffnen, auch für Kolleginnen und Kollegen, die in diesem Bereich kreativ sind.
Und es erfordert Mut, nicht nur von mir, sondern gleichermaßen vom Bastei Verlag und anderen Beteiligten. Schließlich stecken wir eine Menge Ressourcen in diese Vision … Der Preis belegt: Man sieht das und man wünscht uns Erfolg. Das hilft!
Außerdem erwähnte Bernhard einen gewissen norddeutschen Hang zur Dickköpfigkeit, die maßgeblich für den Erfolg diverser Projekte sei, die ich angegangen bin. Nun, wir haben lange Jahre gemeinsam an Die Phileasson-Saga gearbeitet und dabei Stunde um Stunde vor Computermonitoren, an Restauranttischen, auf Autofahrten und Lesungen und in Lektoratsbüros verbracht. Er wird wissen, wovon er spricht …
Unter all diesen Überlegungen gibt es noch etwas, das der Metallica-Drummer Lars Ulrich für mich gut auf den Punkt gebracht hat. So habe ich das Interview mit ihm in Erinnerung: »Ich könnte jetzt cool tun und sagen, all diese Preise und äußere Anerkennung bedeutet mir nichts. Aber das stimmt nicht. Alles, was wir in dieser Welt tun, ist verdammt flüchtig. Und dann gibt es in all dem Trubel diese Momente, wo dir jemand die Hand auf die Schulter legt und dir sagt: ›Das hast du echt gut gemacht.‹ Und das sind gute Momente.«
Was war
Meine Kollegin Lucy Guth schreibt im Hauptberuf für die Gelnhäuser Neue Zeitung. Sie hat einen Bericht zum Cybermobbing verfasst, in dem ich als Betroffener zu Wort komme.
Aktuell ist in dieser Hinsicht bei mir im Stream übrigens Ruhe – hoffen wir, dass es so bleibt.
Einige Interviews, die im Zusammenhang mit Die Vagabunden angefragt wurden, habe ich schon in der vergangenen Epistula Corvi verlinkt. Hier noch ein zweiteiliges Interview mit dem Black Stone Magazine. Der erste Teil legt den Fokus ebenfalls auf Die Vagabunden. Der zweite Teil beschäftigt sich mit Fragen zu weiteren Bereichen meiner Schriftstellerei.
Die MagicCon zeigte bereits, dass Die Vagabunden ein neues Spielfeld aufmachen würden. Das Publikum dort ist tendenziell jung (oft unter 25) und weiblich. Der Interessenschwerpunkt liegt auf der Fantasy in Film und Streaming.
Ich stellte fest, dass das Serienformat, das serielle Erzählen, eine hervorragende Brücke für das Konzept einer Taschenheftserie ist. Dieser ›Lesegeneration‹ sind Heftromane (und damit auch Taschenhefte) oft nur vage oder gar nicht bekannt – Serien hingegen sind ausgesprochen beliebt. Mit ein wenig Erklärung war daher das Interesse für Die Vagabunden außerordentlich groß.
Aber auf den BuCon konnte mich das nicht vorbereiten. Dieser fand zwei Wochen später statt, und das Publikum dort ist verwurzelt in der fantastischen Literatur. Mit anderen Worten: Man kennt sich aus.
Ich hatte dieses Jahr keinen Präsentationsstand, weil ich die Veranstaltung zum Netzwerken nutzen wollte. Mit ›nur einer Lesung‹, so meine Überlegung, sollte es reichen, zehn Taschenhefte für Interessierte mitzunehmen. Also sicherheitshalber zwanzig. Und damit es im Karton nicht so schuckelt: zweiundzwanzig.
Das erste verkaufte ich im Zug, das zweite beim Aussteigen aus dem Bus, das dritte in der Warteschlange am Einlass. Ich wollte Bernhard Hennen an seinem Stand im Hauptsaal begrüßen, kam aber in einer halben Stunde nicht diese dreißig Meter voran. Viele hatten Taschenhefte zum Signieren dabei, viele klopften mir auf die Schulter oder stellten interessierte Fragen.
Ich besuchte dann eine Lesung von Axel Aldenhoven und Beatrice Sonntag, womit ich eine Stunde dem allgemeinen Zugriff entzogen war.
In den zwei Stunden bis zur Vagabunden-Lesung ging es weiter wie zu Beginn. Signieren, erklären, Kollegengespräche, Fanfragen beantworten. Immerhin kam ich zu Bernhard durch, aber vor dem Lesungsbeginn hatte ich die Hälfte meiner Taschenhefte verkauft, und unmittelbar nach der Lesung den Rest – zuzüglich meines Präsentationsexemplars.
Ein solches Interesse habe ich noch nie erlebt, auch zu besten Phileasson-Zeiten nicht. Eine schöne Erfahrung, die mich dankbar macht.
Die Vagabunden, der Ehrenpreis … doch damit nicht genug auf dem für mich dieses Jahr besonders reichen BuCon. Es gab das PERRY-RHODAN-Panel, moderiert von Lucy Guth, an dem neben Chefredakteur Klaus N. Frick und dem designierten Exposéautor Ben Calvin Hary auch ich teilnahm. Vorwiegend fröhlich, phasenweise aber auch nachdenklich berichteten wir aus dem Maschinenraum der größten Science-Fiction-Serie der Welt. Da ich selbst dort aus bereits erläuterten Gründen längere Zeit nichts beitragen werde, war mir bewusst, dass es für eine Weile mein letzter Auftritt in diesem Bereich sein würde (weil ich zur aktuellen Handlung bzw. Arbeit nach 3300 wenig werde erzählen können).
Und dann setzte sich noch etwas fort, was ich in den vergangenen Monaten erlebt habe. Die Fantastik-Szene ist eine Art große Familie, und wie für jede Familie gilt: Man ist zwar eine Schicksalsgemeinschaft, aber seine Verwandten kann man sich nicht aussuchen. Nicht mit jeder und jedem ist man ein Herz und eine Seele.
In letzter Zeit sind jedoch viele Leute auf mich zugekommen und haben Gräben zugeschüttet. Das hat sich auf dem BuCon fortgesetzt, aus für mich unerwarteten Richtungen. Ich weiß: Das kostet Überwindung.
Wie man am besten mit solchen Friedensangeboten umgeht, hängt sicher vom Einzelfall ab. Die alten Wunden bleiben – die, die ich empfangen habe ebenso wie die, die ich geschlagen habe. Aber vielleicht müssen keine neuen dazukommen. Das wäre ja schon viel.
Was ist
Letters and Live und Janines Schattenseiten begeben sich auf die Suche nach 20 ultimativen Werken für Jenny – und finden darunter auch zwei von mir (okay, eineinhalb …) – was mich freut:
Das Mündel der Drachen, also der Auftakt von Die Vagabunden, wurde auch auf YouTube unter die Lupe genommen.
Der Raketenheft Leser schildert seine Eindrücke. Auch Markus Gersting/ Hydorgol analysiert den Roman im Rahmen seines Formats ›Teelänge‹. Da er die Handlung genau seziert, sollte man das Video vielleicht erst anschauen, wenn man Das Mündel der Drachen gelesen hat, um sich die Spannung nicht zu verderben. Der Kanal ›Olli liest‹ bietet eine ausführliche Besprechung des Auftaktbands mit einigem Eye Candy. Hier wird auf Figuren, Weltenbau und Handlung eingegangen – was impliziert, dass man dieses Video vielleicht ebenfalls am besten schaut, wenn man die Geschichte bereits gelesen hat.
Ich selbst poste aktuell nahezu täglich zu Die Vagabunden. Dabei stelle ich Figuren vor oder gehe auf häufig gestellte Fragen ein. Schaut gern bei mir auf Facebook oder Instagram rein!
Am 26. Oktober sind Die Vagabunden zu ihrem zweiten Abenteuer aufgebrochen, und zwar in Die Sonnenruine. Für vier Wochen liegt dieses Taschenheft im Zeitschriftenhandel aus. In welchen Läden, kann man auf mykiosk.com herausfinden. Alternativ kann jeder Händler die Serie bestellen – wobei mir zu Ohren gekommen ist, dass es leider Einzelfälle gibt, in denen sich manche Händler weigern, das auch zu tun. Ich denke aber, spätestens im zweiten Laden sollte es klappen – dass jemand keinen Umsatz mit Euch machen will, dürfte wirklich ein Sonderfall sein.
Zwischenfazit: Wie ist der Start der Serie nun verlaufen?
Nach dem, was wir aktuell sehen können: hervorragend!
Es scheint, wir haben eine Lücke im Angebot gefunden. Bastei hat die Planzahlen vor der Auslieferung des ersten Bandes zweimal angehoben, also außergewöhnlich viel gedruckt. Trotzdem mussten Hefte umverteilt werden, sprich: Sie wurden dort eingesammelt, wo sie nicht so gut liefen, und dorthin gebracht, wo sie ausverkauft waren. Und zusätzlich hat der Verlag erwogen, den ersten Band nachzudrucken – ob das umgesetzt wurde, weiß ich allerdings nicht.
Auch die Abonnementzahlen übersteigen die Erwartungen.
Nur das Amazon-eBook ist noch nicht da, wo ich es gern hätte. Dem muss man auch noch etwas Zeit geben, denke ich. Nun, da der erste Band nicht mehr im regulären Handel ist (auf bastei.de kann man aber noch nachbestellen, solange der Vorrat reicht), wird das eBook zur zuverlässigsten Möglichkeit, an die Backlist zu kommen.
Summa summarum ist der Start also sehr erfreulich. Aber, und das bitte ich zu beachten: Belastbare Zahlen kenne ich noch nicht. Möglicherweise wurde mehr unverkauft in den Schredder geworfen, als wir vermuten. Vielleicht bricht die Nachfrage nach dem Auftaktband ein. Ob die Verkaufszahlen zurückgehen, stabil bleiben oder ansteigen, werden wir erst in einem halben Jahr wissen.
Dennoch: Es sieht gut aus, und deswegen darf das gesamte Gaukelvolk auch ein bisschen feiern, denke ich. In diesem Sinne: Hoch die Tassen!
Was wird
In meinem Stream auf Twitch erwarte ich im November zwei Gäste:
Am 7. November den Autor Christian Montillon = Christoph Dittert, der aktuell den Staffelstab der Exposéautorenschaft bei PERRY RHODAN weiterreicht. Darüber werden wir sprechen, aber auch über seine Zukunft bei RHODAN, seine Arbeit bei Die drei ??? und seine weiteren Werke, beispielsweise Chimera.
Am 14. November kommt der Streamer The Bourbon Kid, der durch seine zahlreichen, besonders persönlichen Interviews auf sich aufmerksam macht.
In persona plane ich für 2024 noch zwei Auftritte.
Am 9. November werde ich erstmals einen Nachmittag mit meinem Stand auf der Lennie Con in Hagen verbringen.
Beim DreieichCon am 16./17. November gibt es eine Vagabunden-Lesung, und dort werde ich auch den gewohnten Stand in der Bibliothek machen.
Am 1. November wird mein für einige Zeit letzter Beitrag zur Serie PERRY RHODAN erscheinen: Täuscher und Helfer wird die Nummer 3298 tragen. Der Heftroman wird die Frage behandeln, wie man Freund von Feind scheidet, ob es auch umständehalber Feindschaft gibt, und inwiefern wir uns selbst der ärgste Feind sein können – und ob Freundschaft manchmal schlimmer sein kann als Feindschaft.
Bei Atlantis erscheint ja die Neuauflage meiner Fantasytrilogie Die Schwertfeuer-Saga. Dabei liegt der erste Band, Rotes Gold, als Hardcover und eBook vor. Weißes Gold (in das wir die Novelle Söldnergold eingeschmiedet haben) gibt es bereits als eBook.
Auf dem BuCon erläuterte mir der Verleger seinen Plan, dieses Jahr auch Grünes Gold im eBook zu bringen, womit die Trilogie in diesem Format vollständig wäre.
Die Hardcover-Ausgabe von Weißes Gold soll bis Weihnachten vorliegen, Grünes Gold soll in diesem Format Anfang 2025 folgen.
Aktuell schreibe ich am achten Band von Die Vagabunden, der unter dem Titel Der Artefakt-Hort im April 2025 erscheinen wird. Wer den Auftakt der Serie bereits gelesen hat, weiß, dass magische Artefakte darin eine zentrale Rolle spielen. Wo sich allerdings dieser Hort befindet – das habe ich gestern bei einem Spaziergang komplett neu geplant. Schreiben, vor allem bei einer Serie, oszilliert zwischen einem klar strukturierten Gerüst und dem Nachgeben bei spontanen Einfällen, wenn sie die Geschichte besser machen.
Mit Blick auf 2025 überlege ich, mich stärker als bisher auf der Frankfurter Buchmesse zu engagieren. Dafür wäre sinnvoll, wenn ich dann auch ein aktuelles Buch (das über den Buchhandel vertrieben wird) vorstellen könnte. Was wiederum bedeutet, dass ich ein solches passend zur Buchmesse veröffentlichen sollte. Wobei mir gelegen kommt, dass das Science-Fiction-Manuskript Gottes Ebenbilder auf meiner Festplatte liegt, das mir gut gefällt, auch wenn es keinen Verlag gefunden hat. Das könnte ich vielleicht selbst herausbringen … nachdem ich Die Vagabunden fertig geschrieben haben werde!
Ich hoffe, der Herbst bringt Euch angenehme Lesereisen. Wenn Ihr dabei auf Gaukler treffen solltet – seid bitte nett zu ihnen!
Robert Corvus – Bernard Craw