Epistula Corvi III
Liebe Leserinnen und Leser,
für mich brachten die ersten Monate des Jahres nicht nur viel Arbeit, sondern auch Todesfälle und andere traurige Ereignisse in meinem beruflichen und privaten Umfeld. Manches davon habe ich erwartet, und so war ich auf Einiges vorbereitet. »Lebe beständig – kein Unglück ewig« war der Wappenspruch der Kompanie, in der ich meinen Grundwehrdienst ableistete. In diesen Wochen habe ich daran zurückgedacht.
Aber nun haben wir das Osterfest gefeiert, dessen Botschaft beinhaltet, dass am Ende nicht die Trauer, sondern die Freude stehen wird. Wenn ich aus dem Fenster schaue oder spazieren gehe, sehe ich frische Knospen an den Zweigen. Die Natur erwacht zu einem neuen Frühling.
Ich nehme mir noch ein paar Tage Zeit, um lange Unerledigtes anzugehen, die tausend Kleinigkeiten, die sich ansammeln, bevor es wieder an die großen Aufgaben geht. Ich poliere meine Homepages, drehe Videos, schaue DVDs und lese nicht zuletzt das ein oder andere gute Buch. Dazu kommt man als Autor leider selten, denn vieles, was man liest, dient der Recherche, sodass für echte Muße kaum Zeit bleibt. In der Folge quillt das Regal mit Büchern, die ich gern noch lesen möchte, über. Heute habe ich mir einen Ratgeber geholt, mit dessen Hilfe ich lernen möchte, schneller zu lesen – wenn die Angaben dort stimmen, könnte ich meine Geschwindigkeit verdreifachen, womit sich mein Ungelesene-Bücher-Vorrat dann in die andere Richtung entwickeln sollte. Auch so merke ich aber schon, wie meine Batterien jeden Tag etwas weiter aufladen. Das ist gut so – denn Einiges steht an ...
Was war
Als Download-Version erscheinen die Hörbücher zu PERRY RHODAN NEO zwar zeitgleich mit den Taschenheften, die CD-Doppelfolgen kommen jedoch mit einem Versatz von einigen Monaten in den Handel. Inzwischen hat auch die von mir verfasste Folge 77, Eine Falle für Rhodan, diesen Schritt geschafft, sodass alles, was ich für PERRY RHODAN geschrieben habe, nun auch auf CD vorliegt. Für mich sind solche Belegexemplare doppelt erfreulich: Erstens flattert da etwas ins Haus, an dessen Entstehung ich maßgeblich beteiligt war, und zweitens hat jemand anderes meinen Stoff um eine weitere Dimension erweitert. Das ist spannend, und unter diesem Aspekt ist PERRY RHODAN vermutlich unerreicht. Vom Exposé bis zur letzten Verwertung prägt erprobtes Teamwork hier alles.
Das geht auch über den bereits sehr umfangreichen Serienkosmos hinaus. So veranstaltete die Redaktion ein Gewinnspiel, bei dem mein Roman Grauwacht fünfmal unters Volk gebracht wurde.
Für mich dominierte dieser Roman, Grauwacht, mein aktueller Fantasytitel, das erste Quartal des Jahres.
Die Auftaktlesung durfte ich wieder im Kölner Hiveworld halten. Diese Veranstaltung war – wie immer dort – von einer familiären Atmosphäre geprägt. Wir haben auch gefilmt, sodass es einen Videomitschnitt gibt.
Ein paar Wochen später ging es nach Frankfurt zum mediacampus, wo angehende Buchhändler und Medienkaufleute ausgebildet werden. Dort durfte ich gemeinsam mit Michael Peinkofer lesen. Wenn man dem Bericht auf der Seite der Schule glauben darf, hat es den Besuchern ebensolchen Spaß gemacht wie uns Autoren.
Bereits am nächsten Wochenende traf ich Michael Peinkofer wieder – und mit ihm die halbe Fantasybranche des deutschsprachigen Raums. Die Leipziger Buchmesse hatte gerufen, und so kamen sie aus allen Himmelsrichtungen. Ich durfte eine Lesung auf der Fantasy-Leseinsel halten, ausgerichtet vom fantastischen Team von WerkZeugs.
Bei all diesen Auftritten sorgte die wirklich sehr schöne Weltkarte, die Timo Kümmel für GRAUWACHT angefertigt hat, für Aufsehen. Es ist eben immer ganz schön, wenn man zu der Geschichte, der man gerade lauscht, auch »etwas in der Hand hat«. Auf meiner Webseite kann man sich die Karte anschauen.
Auf der Buchmesse gab ich auch ein Interview, und es war nicht das Einzige seit der letzten Epistula Corvi. In der Nautilus, bei Literatopia und von meinem Kollegen Uwe Schimunek wurde ich befragt. Ich sammle alle Interviews auf meiner Bernard-Craw-Seite, sodass man bei Interesse nachschauen kann.
Besondere Freude habe ich an Leserunden. Auch für diejenigen, die nicht teilgenommen haben, kann es interessant sein, die Diskussionen der Teilnehmer untereinander und mit dem Autor nachzulesen. Die Grauwacht-Leserunde ist inzwischen archiviert.
Im BattleTech-Bereich macht sich der User Frabby seit Jahren darum verdient, die aktuellen Entwicklungen in Deutschland auch den amerikanischen Fans zugänglich zu machen. Auf sarna.net hat er ein Porträt über mich eingestellt und im Forum des Verlags eine fachkundige Zusammenfassung der deutschen BattleTech-Romane gegeben.
Was ist
Wer selbst gern schreibt, aber Grauwacht noch nicht kennt, hat einen besonderen Grund, in die Tasten zu greifen: Literatopia veranstaltet aktuell einen Kurzgeschichtenwettbewerb, bei dem der Roman gleich mehrfach zu gewinnen ist.
Zu Drachenmahr bin ich im Austausch mit dem Piper-Lektorat. Auf der Leipziger Buchmesse haben wir die groben Linien des Manuskripts diskutiert, nun steht die Feinarbeit am Text an. Ich rechne damit, dass diese noch im April beginnen wird, sodass das Buch pünktlich im Juli in den Buchhandlungen stehen kann. Da ich immer gern neue Dinge ausprobiere, verwende ich in diesem Roman eine Ich-Erzählerin, die die Geschehnisse aus ihrer subjektiven Sicht schildert. Ich hoffe, der Geschichte dadurch eine besondere Unmittelbarkeit zu geben und bin gespannt, ob meine Leserschaft das ebenso empfinden wird.
Obwohl ich mit der Romanadaption der Phileasson-Saga in die mir bestens vertraute Welt von Das schwarze Auge zurückkehre, mache ich auch in diesem Projekt neue Erfahrungen. Bislang ist Die Türme von Taladur mit sechs Taschenbüchern der umfangreichste Zyklus, den ich realisiert habe. Dabei habe ich einen Roman selbst geschrieben und für die anderen die fachliche Redaktion beigesteuert. Phileasson wird erheblich länger sein, die Handlung wird weite Bereiche Aventuriens umfassen, und ich schreibe wesentliche Teile jedes Romans. Auch die enge Zusammenarbeit mit einem anderen Autor – in diesem Fall Bernhard Hennen – ist neu für mich; bei der Kooperation mit Oliver Plaschka bei zwei PERRY-RHODAN-NEO-Titeln waren die Handlungsstränge weitestgehend getrennt.
Die Zusammenarbeit bei Phileasson erfolgt erfreulich unaufgeregt. Wir besprechen jede Einzelheit, tauschen die Texte aus und setzen uns gemeinsam vor den Monitor, um den Manuskripten den Schliff zu geben. Die verschiedenen Stationen des Abenteuers befinden sich dabei in unterschiedlichen Bearbeitungsständen von »Ideensammlung« bis »Vorlektorat«. Zwei Autoren, zwei Literaturagenten, zwei Verlage, dazu noch die Fans – all diese Faktoren muss man beiseiteschieben und den Blick unbeirrt auf dem Einzigen lassen, was am Ende zählt: dem Text. Nur so kann ein solches Projekt gelingen, denke ich, und bislang haben alle Beteiligten ein gutes Gefühl dabei. 2016 sollten wir den ersten Band vorlegen können. Er wird voraussichtlich aufwendiger gestaltet sein als meine bisherigen Bücher, aber da die Diskussionen hier noch laufen, möchte ich noch nichts versprechen.
Bereits in meiner Angestelltentätigkeit habe ich elektrische Schreibtische schätzen gelernt. Sie lassen sich in der Höhe verstellen, sodass man auch im Stehen arbeiten kann. Das entlastet den Rücken und bringt allgemein Abwechslung in die Haltung. Nun habe ich mir ein solches Schätzchen zugelegt und freue mich darauf, künftig ein wenig fitter die Tasten zu drücken.
Überhaupt habe ich meine Arbeitsausrüstung modernisiert. Ich besitze nun einen zweiten, größeren Monitor, was insbesondere praktisch ist, wenn man gemeinsam an einem Manuskript arbeitet, wie ich es derzeit häufig mit Bernhard Hennen tue. Eine Grafikkarte erleichtert mir die Bearbeitung von Videos, was ich auch gern nutze. In meinen Schreibzeichen versuche ich, wenigstens zweimal monatlich über den Stand der Dinge zu berichten. Ich habe nach Zuschauerwünschen für Themenvideos gefragt und konnte bereits die ersten beiden erfüllen. Dabei geht es um Ideenfindung für Autoren und eine Betrachtung zu Handwerk und Kunst der Schriftstellerei. Alle Videos sind über meine Homepages zu finden (aktuell meist bei Robert Corvus, etwas seltener bei Bernard Craw) und können beim Anschauen auf Vollbild vergrößert werden.
Was wird
Ich möchte gern auch die weiteren Zuschauerwünsche zu Videos erfüllen. Dabei geht es um so unterschiedliche Dinge wie eine Rückschau auf den ISENBORN-Zyklus, das Schreiben nach vorgegebenen Exposés oder die schriftstellerische Ausgestaltung von Konflikten. Diese Sachen machen mir großen Spaß, erfordern aber auch Zeit, sodass ich sie in meinen Arbeitsablauf integrieren muss.
Einige Treffen mit Science-Fiction- und Fantasyfans stehen an. In meiner norddeutschen Heimat, genauer gesagt in Osnabrück, findet am 16. Mai ein Perry-Rhodan-Tag statt. Um die Zeit zwischen den ColoniaCons zu überbrücken, wird es am 30. Mai ein Grillfest mit kleinem Rahmenprogramm in Köln geben. Für die FeenCon Anfang Juli überlege ich, über eine Lesung hinaus einen Programmpunkt für (angehende) Autoren anzubieten.
Derzeit steht für meine Schriftstellerei eine Tür auf, die in den vergangenen Jahren verschlossen war. Eigentlich hätte ich bereits hindurchgehen wollen, aber das war im letzten halben Jahr leider zeitlich nicht zu schaffen. Nun, da die Wellen nicht mehr ganz so hoch schlagen, habe ich zwei Exposés zusammenkomponiert und hoffe, dass eines davon ins angestrebte Verlagsprogramm schlüpfen kann. Ich möchte noch ein wenig daran feilen, bevor ich sie in den nächsten Tagen auf die Reise schicken werde.
Bereits mit Piper vereinbart ist meine neue Fantasyreihe. Dabei wird es um Stahl, um Kämpfe und um Feuer gehen – viel Feuer. Auch hier ist noch Konzeptarbeit zu leisten, bevor das eigentliche Schreiben beginnen kann. Aber lange wird das nicht mehr dauern – ich sehe schon die Flammen am Horizont.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse und wünsche Ihnen einen frühlingshaften Aufbruch zu frischem Lesestoff!
Robert Corvus – Bernard Craw