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Epistula Corvi XXIX


Liebe Leserinnen und Leser,


das Corona-Virus ist ein Thema, an dem derzeit niemand vorbeikommt. Natürlich sind die Gedanken zunächst bei den Kranken, denen wir eine rasche Genesung wünschen – sowohl denen, die das Virus befallen hat, als auch den anderen, die von der durch diese Ausnahmesituation verursachten Überlastung des Gesundheitssystems betroffen sind.

Phileasson_VIII

Für die Buchbranche von Bedeutung ist der Ausfall diverser Großveranstaltungen, derzeit vor allem der Buchmessen in Leipzig und London. Ich bin persönlich nicht betroffen, weil ich an beiden Veranstaltungen ohnehin nicht teilnehmen wollte, bekomme aber die Probleme in der Branche mit. Für viele ist unklar, inwieweit gelöste Tickets erstattet werden. Die Aussteller sind oftmals Verpflichtungen gegenüber Handwerkern eingegangen, die Messestände bauen oder sonstige Arbeiten für den Messeauftritt übernommen haben (und dafür verständlicherweise bezahlt werden möchten). Die Arbeitszeit, die in die Planung und Vorbereitung von Aktionen auf diesen Veranstaltungen geflossen ist, muss man als verloren ansehen. Der erwartete Umsatzschub aus dem Messegeschäft wird ausbleiben.

Das trifft viele hart, ist der positive Messeeffekt doch in der Jahreskalkulation enthalten. Es kann sogar existenzbedrohlich werden. Für Kleinverlage wird das derzeit in den sozialen Medien und teilweise auch in den traditionellen Medien umfassend thematisiert, und es gibt Aufrufe, durch Buchkäufe die Ausfälle abzufedern. Jedem dürfte klar sein, dass es aber ebenfalls die Angestellten in den großen Verlagshäusern ebenso angeht: Auch hier arbeiten »Buchmenschen«, deren Leidenschaft ihren Geschichten gilt, die mit Hingabe an Büchern werkeln, Autorinnen und Autoren betreuen, sich Marketingkonzepte ausdenken, in der Herstellung Ideen wälzen, wie man der Leserschaft das Beste für ihr Geld bieten kann. Auch hier macht man sich Gedanken, wie man den Leserinnen und Lesern, die sich auf die Buchmesse gefreut haben, wenigstens im virtuellen Raum einen Ersatz schaffen kann – etwa die Buchmesse vor Ort von Piper. Dort findet sich unter anderem ein Video von mir, in dem Bernhard Hennen mich im Hinterzimmer des Drachenwinkels zu meinem Roman Ruinen der Macht interviewt. Viele dieser Verlage müssen genau kalkulieren, und wenn der Umsatz signifikant einbricht, können auch sie ihre Arbeitsplätze nicht erhalten.

Mein neuester Gang durch einige große Buchhandlungen war in dieser Hinsicht ernüchternd, was die Regalfläche für Fantasy und Science-Fiction angeht, denn diese schrumpft weiter – zumindest in meiner Stichprobe.

In dieser Gemengelage erscheint mit Elfenkrieg der achte Band der Phileasson-Saga. Seit Montag ist der Roman offiziell überall zu haben, in der Vorwoche begann die Auslieferung. Und offenbar trotzt das Drachenboot dem Sturm, denn der Einverkauf (also die Zahl der Bücher, die der Verlag an den Buchhandel ausliefert) liegt höher als beim Vorgänger, trotz der schwierigen Umstände. Entscheidend ist aber der Abverkauf (also die Zahl der Bücher, die der Buchhandel an die Endkunden verkauft). Ob das für einen Platz auf der Spiegel-Bestsellerliste reicht, wird sich erst nächste Woche zeigen. Mein Vertrauen in die Schildmaiden und Recken von Foggwulf und Blender ist groß, und das kann auch der gegenwärtige Sturm nicht erschüttern …

Was war

Ruinen der Macht

Anfang Februar ist mit Ruinen der Macht der Abschlussband meiner Trilogie Gezeiten der Macht erschienen. Diese Geschichte war eine Reise. Sie begann mit der Idee, etwas über eine Revolution zu schreiben, insbesondere über ihren kritischsten Punkt: wenn die alte Ordnung gestürzt ist und es gilt, sich auf ein gemeinsames Danach zu einigen. Dann aber schob sich ein anderes Motiv in den Vordergrund: die Kunst. Was bedeutet sie für den Künstler – und was bedeutet der Künstler für sein Werk? Was schenkt sie ihm, was verlangt sie ihm ab? Für mich war es spannend, mit dieser Trilogie allegorisch wie thematisch in die Tiefe zu gehen. Ich hoffe, das wird auch auf meine Leserinnen und Leser zutreffen. In gewisser Weise ist diese Trilogie damit zu einem (vorläufigen?) Summenstrich unter meine Arbeit als Schriftsteller geworden.

Was das Schreiben angeht, waren auch die Wochen seit der letzten Epistula Corvi bei mir durch Die Phileasson-Saga geprägt. Mein Anteil am neunten Band, Echsengötter (neben dem Phileassonstrang ist das wieder der Prolog), hat das Fachlektorat bei Ulisses absolviert. Ich konnte einige wertvolle Anregungen aufnehmen und habe zudem rechtzeitig einen Fehler in der Positionierung von zwei Handlungsschauplätzen bemerkt, sodass ich diesen noch ohne Zeitdruck korrigieren konnte. Inzwischen ist der Prolog aus dem Hauptlektorat zurück, das gerade am Phileassonstrang arbeitet. Auch der Beornstrang, den Bernhard Hennen verfasst, macht gute Fortschritte und befindet sich in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung.

Zudem habe ich die Umbruchfahne des dritten Deluxe-Bands, Schlangenzähne, durchgesehen. Natürlich sind noch ein paar Kleinigkeiten zu korrigieren, insbesondere Fantasywörter, die nicht im Duden stehen, werden von den Setzerprogrammen immer wieder falsch getrennt. Aber ich kann bereits sagen, dass es ein sehr schöner Band werden wird. Besonders freue ich mich, dass mir die Künstlerin Tokala ein Original einer Illustration verkauft hat, die durch eine meiner Szenen inspiriert ist. Die Elfe Lailath überschreibt darauf ihren Körper den Geistern des Totenmeers. Jetzt hängt es gerahmt an einer Wand meines Arbeitszimmers, wo ich es beim Schreiben immer im Blick habe.

Lailath_Totenmeer_Illustration

Was ist

Auch gegenwärtig ist Die Phileasson-Saga das dominierende Thema.

Beherrschend ist naturgemäß in dieser (für die Spiegel-Bestsellerliste) entscheidenden Woche Elfenkrieg. Die Stapel liegen in den Buchhandlungen und werden hoffentlich rasch kleiner, und ich bin gespannt, ob es am 18. März, wenn die Bestsellerplatzierungen bekannt gegeben werden, wieder Grund zum Jubel und zu Das-wohl-Rufen bei unseren Schildmaiden und Recken geben wird. Entscheidend dafür sind die Verkäufe der Printversion zwischen dem 9. und dem 15. März. Sollte das gelingen, wird das vermutlich einen bedeutenden Schub in den Einverkäufen geben – so war es bei den vergangenen Malen. Das erklärt sich daraus, dass viele Buchhandlungen die Bücher auslegen, die in den Top 20 stehen. Oftmals gibt es sogar eigene Präsentationsregale dafür. Wer also ohnehin vorhat, sich das Buch zu holen, kann die Reihe besonders dadurch unterstützen, dass er es in dieser Woche kauft.

Die ersten Reaktionen auf den Roman und auch die bisherigen Einverkaufszahlen machen jedenfalls Mut. Und bei unserer Vorpremierenlesung in der Buchhandlung Drachenwinkel hatten Bernhard Hennen und ich einen neuen Besucherrekord, was unsere Phileasson-Lesungen dort angeht. Wir haben es genossen – let the good times roll!

Phileasson_IX

Für den neunten Band, Echsengötter, stehen Überarbeitungen an. Sowohl von meinen Textanteilen, die aus dem Lektorat zurückkommen, als auch von Bernhards Beiträgen, die ich als erster Leser zu sehen bekomme, bevor sie ihrerseits ins Lektorat gehen.

Beim zehnten Band, der den Arbeitstitel Nebelinseln trägt, gibt es eine Besonderheit. Hier bestehen signifikante Verknüpfungen zwischen meinen Textanteilen und der Sternenträger-Rollenspielkampagne, die aktuell für Das schwarze Auge geschrieben wird. Deswegen habe ich einerseits das bereits vorliegende (auch Konzept-)Material als Basis genutzt. Andererseits schicke ich den Rollenspielautoren Rohfassungen meiner Texte, was eine absolute Premiere ist. Es lohnt sich: Ich erhalte wertvolle Rückmeldungen und arbeite meine Texte so um, dass die Übereinstimmung maximiert wird, und die Rollenspielautoren übernehmen einige meiner Ausarbeitungen für die Kampagne. Interessanterweise werden die betreffenden Abenteuer vermutlich erscheinen, bevor der zehnte Phileasson-Band auf den Markt kommt. Umso gespannter bin ich darauf, welche Metamorphose meine Ideen durchlaufen haben werden, wenn ich die Abenteuerbände durchblättern werde … Ich nehme an, das wird ein ähnliches Gefühl werden wie bei den Illustrationen, die es nun für die Deluxe-Ausgaben gibt. Es ist einfach schön, wenn man erfährt, dass die eigene Kreativität zu einem Geflecht beiträgt und auch andere Künstler etwas damit anfangen können.

Was wird

Bleiben wir ein wenig bei der Phileasson-Saga:

Rabe_fliegend


Meine Arbeit am Manuskript von Nebelinseln (Band X) ist im Hauptstrang erst bei etwa einem Drittel angelangt, da liegt also noch ein Stück vor mir. Auch in den kommenden Wochen wird das ein wesentlicher Teil meiner Schriftstellerei sein. Danach steht etwas Recherche an, bevor ich mich an den Prolog des elften Bands (Arbeitstitel Elfenkönig) werde machen können, denn dieser soll an einem zwar bereits mehrfach erwähnten, aber in den beisherigen Texten nie bereisten Schauplatz spielen. Wenn das geschafft ist, macht das Projekt so lange Pause, bis Bernhard aufschließen kann, der einen anderen Roman zwischenschieben wird. Es ergäbe keinen Sinn, noch weiter vorauszueilen, weil wir die weiteren Entwicklungen, vor allem zum Abschluss hin, koordinieren wollen. Da beeinflussen die Geschehnisse im Beornstrang die Ereignisse bei Phileasson und umgekehrt.


Die dritte Deluxe-Ausgabe, Schlangenzähne, müsste eigentlich bald erscheinen. Die Illustrationen sind fertig, der Text ist durchgesehen … Ich gehe davon aus, dass Bernhard und ich in Kürze wieder einen Termin in der Lagerhalle von Ulisses haben werden, um die 500 Exemplare zu signieren.


Vorsichtiger Optimismus ist auch angesagt, was eine weitere Verwertung der Phileasson-Saga, nämlich in einem anderen Format, angeht. Offenbar sind sich die Vertragsparteien im Wesentlichen einig. Ich werde Einzelheiten dazu mitteilen, wenn die Unterschriften geleistet sind. Dem wird die Ausarbeitung der berühmt-berüchtigten eintausend Kleinigkeiten in den Verträgen vorausgehen – und das kann sich leider noch einige Monate ziehen.


Was aber nach menschlichem Ermessen noch diesen Monat, spätestens Anfang April spruchreif werden wird, ist das Projekt, an dem ich gemeinsam mit Timo Kümmel gearbeitet habe. Auch das wurde von meinen Fans mehrfach gewünscht, insofern hoffe ich, vielen damit eine Freude machen zu können.


Ungewissheit schwebt wegen der Lage rund um das Corona-Virus über den kommenden Veranstaltungen. Zwar sind Conventions im Vergleich zu großen Sport-Events eher klein, aber ich bin nicht kompetent genug, um mir die Beurteilung zuzutrauen, ab welcher Besucherzahl es ratsam wäre, abzusagen. Daher vertraue ich auf die zuständigen Gesundheitsämter und richte mich nach deren Empfehlungen. Sprich: Solange eine angekündigte Veranstaltung stattfindet, werde ich auch teilnehmen. Meine Terminübersicht halte ich stets aktuell.


Zum Abschied wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben vor allem eines: Gesundheit. Falls Ihnen eines meiner Bücher in diesen stürmischen Zeiten ein paar schöne Stunden schenken kann, freut mich das.


Robert CorvusBernard Craw



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