Epistula Corvi XI
Liebe Leserinnen und Leser,
wer hätte gedacht, dass man meine Sangeskünste dermaßen schätzen würde?
Bei der Auftaktlesung zu Rotes Gold im Hiveworld habe ich eine Passage vorgetragen, in der ein Lied vorkommt. Todesmutig habe ich die Verse geschmettert. Schön war das sicher nicht, aber selten. Dachte ich.
Doch dann kam die FeenCon und mit ihr die Lesung aus Nordwärts, diesmal von Bernhard Hennen und mir mit verteilten Rollen vorgetragen. Der Part des Skalden Ohm Follker fiel mir zu – und damit auch die Saga, die dieser zur Erbauung der Recken vorträgt. Ich sage einmal so: Für den Rest der Convention war unsere Lesung Gesprächsthema …
Auf der FeenCon gab es auch noch eine Lesung aus Rotes Gold, wo ich anbot, entweder eine erotische Szene oder aber eine mit Gesang zum Besten zu geben. Vor diese Wahl zwischen Pest und Cholera gestellt, gab das Publikum ein einstimmiges Votum ab. Vorsichtshalber schloss ich das Fenster, um keine unschuldigen Spaziergänger im Park von Bad Godesberg in Mitleidenschaft zu ziehen.
Meine heimlich angestrebte Zweitkarriere als Rockstar beginnt nun zwar nicht exakt so wie erträumt, aber da sich ein Muster abzeichnet, was künftige Lesungen angeht, habe ich mir ein Reimlexikon zugelegt. Das sollte wenigstens die lyrischen Qualitäten des Gesangs stützten. Ob es hilft, muss die Zukunft zeigen …
In der Gegenwart beschäftigt mich etwas anderes: Die Freude, ein Belegexemplar in den Händen zu halten. Himmelsturm, der zweite Teil der Phileasson-Saga, ist erschienen. Kapitän Asleif Foggwulf Phileasson hofft auf tapfere Leserinnen und Leser, die ihn zu diesem mystischen Ort begleiten.
Was war
Was uns nicht umbringt, macht uns härter. Oder, wie meine Mutter sagte: Jammer nicht rum! Deswegen erwähne ich nur der Vollständigkeit halber die Miniskusoperation und die ziemlich heftige Grippe, die mich in den letzten Wochen von den Füßen gerissen haben. Aber an den Stuhl gefesselt zu sein kann sich für einen Schriftsteller ja durchaus produktivitätsfördernd auswirken … Trotzdem bin ich froh, jetzt wieder auf dem Damm zu sein, und bedanke mich für die Genesungswünsche meiner Fans.
Die Preise und ich – wir können nicht so recht voneinander lassen, aber so richtig zusammen kommen wir auch nicht. Immer mal wieder bin ich nominiert, doch auch in den jüngsten Fällen hat es letztlich nicht geklappt. Kurd-Laßwitz-Preis, Deutscher Phantastik Preis, Skoutz Award … Ich gratuliere denen, die bessere Platzierungen erreicht haben als ich, und freue mich über den einen Preis, den ich doch immer wieder gewinne. Das ist der Wichtigste von allen: die Zuneigung der Leserschaft für meine Werke.
Die Leserunde zu Rotes Gold verlief hochinteressant, wenn auch recht ungewöhnlich. Für einige Leser war das Buch offenbar nichts, sie haben abgebrochen. Andere waren vollkommen begeistert, manche Rezensionen berichten von einem nie dagewesenen Leseerlebnis. Manche fanden auch recht spät zur Runde dazu, sodass insgesamt der Eindruck eines Lesecafés entstand, wo Leute kommen, sich austauschen und wieder gehen. Mir hat es jedenfalls wieder großen Spaß gemacht.
Auch zur NORDWÄRTS-Leserunde gab es Nachwehen. Besonders interessant könnte das Interview sein, das Marny für ihre Fantastische Bücherwelt geführt hat. Bernhard Hennen und ich haben uns vor eine Kamera geschwungen und die Fragen per Video beantwortet.
Auf der bereits erwähnten FeenCon, dem Treffen für Freunde des fantastischen Spiels (und in zweiter Reihe der fantastischen Literatur) hatten Bernhard Hennen und ich einen Stand. Das habe ich genutzt, um eine Menge von den Leute, die uns dort begegneten – Künstler, Autoren, Verleger, aber auch einfache Conbesucher – für Kurzinterviews vor meine Kamera zu holen. Zusammengekommen ist ein bunter Mix, der hoffentlich einen Eindruck von dieser vielfältigen Veranstaltung vermittelt – zwei Stunden lang …
Was ist
Himmelsturm ist in den Buchhandlungen angekommen – das ist das beherrschende Thema dieser Tage. Der zweite Teil der Phileasson-Saga ist vielen Rollenspielern besonders eindrücklich im Gedächtnis geblieben. Es ist ein ganz spezielles Abenteuer, in dem es um finstere Mächte, aber auch um verloren geglaubte Schönheit geht. Und Tentakel kommen vor. Alles ist besser mit Tentakeln.
Die Phileasson-Saga hat ihre Fangemeinde gefunden. Natürlich würde sich jeder der Beteiligten freuen, wenn diese noch weiter anwachsen könnte, aber schon jetzt reicht es, um die ›zweite Trilogie‹ zu finanzieren, also die Bände IV, V und VI, in denen die furchtlosen Drachenführer den Osten Aventuriens bereisen. Die Verträge sind geschlossen, die Vorschüsse gezahlt, und ich schreibe munter an dem Roman, der den Arbeitstitel Silberflamme trägt und den Foggwulf nach Tobrien, ins Land der Ritter, führen wird. Dort habe ich 2010 bereits eine Tetralogie angesiedelt, den Isenborn-Zyklus, der unter meinem Pseudonym Bernard Craw erschienen ist. Wer diese Military-Fantasy-Romane kennt (oder noch schnell kennenlernt), kann sich auf ein paar kleine Querbezüge freuen.
Die Wölfin befindet sich derzeit im Lektorat. Das bedeutet: Die Rohfassung des Texts ist geschrieben (übrigens mit satter Überlänge), womit die Arbeit für uns Autoren vorläufig getan ist. Die Lektorin schreibt gerade ihre Vorschläge in die Datei, und dann wird das Ping-Pong-Spiel beginnen, bei dem der Text hoffentlich bei jeder Iteration ein bisschen besser wird, sodass wir ihn schließlich alle zufrieden zum Setzer werden geben können.
Parallel können wir uns um das Drumherum kümmern. Das Titelbild ist bereits fertig, aber jeder Phileasson-Band bekommt spezielle Vignetten für Beginn und Ende der Kapitel, und auch die Karte will fortgeführt werden. Dem sollten wir uns jetzt widmen, damit es nicht am Ende zeitlich eng wird.
Auch meine eigenständigen Projekte schreiten voran – obwohl ›marschieren‹ im Fall der Söldnergeschichten in der Schwertfeuer-Reihe wohl passender ist als ›schreiten‹. Weißes Gold heißt der zweite Teil, und diesmal verdingt sich der Klingenrausch als Leibgarde für einen Pilger. Dieser will sich von seinen Sünden reinigen, um würdig für einen Thron zu werden – jedenfalls soll dieser Anschein entstehen. Im Klingenrausch weben derweil dämonische Mächte ihre Ränke.
Der Roman ist aus dem Vorlektorat zurück, ich beschäftigte mich intensiv damit, ihn für das Lektorat fit zu machen. Das ist derzeit meine Hauptarbeit.
Denn Das Volk der Leere, mein Science-Fiction-Titel, ist nun endlich, endlich, endlich abgeschlossen – was die Rohfassung angeht. Derzeit halte ich diesen Roman für das Beste, was ich je geschrieben habe (gleichauf mit einem unveröffentlichten und laut meinem Agenten auch schwer zu vermittelnden Roman, ebenfalls aus dem Science-Fiction-Bereich). Jetzt liegt das Manuskript bei Piper, wo es einerseits auf das Vorlektorat wartet und andererseits bereits als Vorabfassung herumgereicht wird, damit sich die Verlagsvertreter damit vertraut machen und es dem Buchhandel vorstellen können. Es gibt sogar schon Titelbildentwürfe.
Was wird
PERRY RHODAN. Die Gravitation dieser Serie hat mich eingefangen, ich kreise mal eng, mal etwas weiter darum. Es ist cool, für die größte Weltraumserie der Welt zu schreiben, weil man dabei Teil einer Gemeinschaft aus Autoren, Fans, Kennern ist und nebenbei zu einem literarischen Phänomen beiträgt. Aber es ist auch eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Fackel am Brennen zu halten, die nun schon seit 1961 weitergereicht wird.
Wenn ich mich dem widme, dann will ich sicher sein, mich angemessen einbringen zu können, was vor allem das entsprechende Zeitbudget voraussetzt. Das hat sich nun ergeben, und auch der Verlag ist dem Gedanken zugetan. Wenn alles wie geplant läuft, wird noch dieses Jahr ein weiterer Serienbeitrag von mir erscheinen.
Zu Himmelsturm steht nun Einiges an. Die Premierenlesung wird am Dienstag, 16. August, im Kölner Hiveworld stattfinden. Auch auf dem RatCon in Limburg (27. August) werden wird zu Gast sein, und am 2. September beginnt die Leserunde auf leserunden.de – wer sich bis zum 19. August anmeldet, kann ein Freiexemplar gewinnen.
Rotes Gold dagegen werde ich Leiwen bei Trier vorstellen, und zwar am Samstag, 3. September, ab 1600 Uhr. Das ist ein besonderer Termin, denn wir werden grillen. Das wird nicht nur Gelegenheit für persönliche Gespräche schaffen, sondern auch dafür, einen Überblick über mein Werk zu geben. Ich werde also auch etwas aus meinen älteren Romanen vortragen – sogar aus solchen, auf denen der Autorenname ›Bernard Craw‹ steht.
Anmelden kann man sich bei lyakon.nachtling(at)yahoo.de, der auch eine Wegbeschreibung verschickt.
Informationen zu diesen und weiteren Terminen finden sich auf meiner Homepage.
Ob im Urlaub oder daheim – ich hoffe, Sie verleben schöne (Spät-)Sommerwochen und finden immer ein wenig Lust und Gelegenheit zum Lesen. Wenn Sie sich dabei an des Foggwulfs Seite in den Himmelsturm trauen oder in Eivoras Legion die Klinge schwingen, freut mich das besonders.
Robert Corvus – Bernard Craw