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Epistula Corvi XXX


Liebe Leserinnen und Leser,


die Branchenblätter melden einen Umsatzeinbruch von bis zu achtzig Prozent in der Buchbranche. Die lokalen Buchläden müssen zum Schutz vor dem Coronavirus geschlossen bleiben, und Amazon, der größte Onlinehändler, priorisiert um – Bücher werden nachrangig auf Lager genommen und verschickt. Wegen der geringeren Nachfrage reduzieren die Grossisten ihre Touren und liefern nicht mehr täglich aus.

Corona_Fenster

Vor dem Hintergrund dieser außergewöhnlich schwierigen Marktbedingungen überarbeiten viele Verlage ihre Programme. Titel werden verschoben (was bei saisonalen Titeln, die beispielsweise das Thema Ostern behandeln, besonders kniffelig ist). Andere Bücher erscheinen zunächst ausschließlich als eBook, die Printauflage soll nachgereicht werden, wenn sich die Lage normalisiert. Natürlich kann man aber auch nicht im September (als Beispiel genommen) sämtliche Bücher auf einen Schlag auf den Markt werfen, die zuvor auf ein halbes Jahr verteilt erscheinen sollten. Also entsteht eine Welle, die weit nach 2021 hineinspülen wird: Die Verlage werden die bereits eingekauften Titel nach und nach bringen, beim Einkauf neuer Manuskripte wird man sich (so meine Vermutung) zurückhalten.

Aber die alte Weisheit, dass Krisen stets Chancen bieten und kreativ machen, bewahrheitet sich auch diesmal. Auch ohne Kundenverkehr können Buchhandlungen ihre Kundschaft versorgen; entweder liefern sie aus, oder man kann bestellte Bücher an der Ladentür abholen. Diesen Service findet man bereits an sehr vielen Orten. An Lesestoff muss es also niemandem mangeln.

Auch ich habe mich entschieden, die Bücher, die ich für meine Präsentationstische auf Conventions etc. auf Lager gelegt habe, online anzubieten. Es gibt sie zum Ladenpreis (Porto trage ich), signiert, mit Lesezeichen und Autogrammkarte. Hier kann man sie bestellen, die alten Schätze und die jungen Wilden. Allerdings erst einmal nur, solange der Vorrat reicht. Bei Nachbestellungen möchte ich zunächst vorsichtig agieren.

Auch online passiert im Literaturbetrieb so viel wie selten zuvor. Verlage, Autorinnen und Autoren, Verbände, sogar Fernsehsender stellen Videos mit Lesungen oder virtuelle Meet & Greets auf ihre Webseiten und ihre Social-Media-Präsenzen. Da bin ich natürlich auch dabei – dazu später mehr.

Ein Wort noch zu den staatlichen Hilfsprogrammen für Freiberufler: Danke. Ernsthaft.

Was war

Phileasson_VIII Spiegel-Bestseller

Ein herzlicher Dank geht auch an die Schildmaiden und Recken, die mit dem Foggwulf und dem Blender um Aventurien reisen. Elfenkrieg ist tatsächlich auf der Bestseller-Liste des Spiegel gelandet und konnte dort Platz 15 ergattern, das wohl!

Das war in der letzten Woche, als die Buchläden noch öffnen durften. Danach hat kaum noch ein Buchhändler nachbestellt. Verständlicherweise – wieso sollte man stapelweise Bücher präsentieren, wenn niemand in den Laden kommen darf, um diese Stapel zu betrachten? Im Ergebnis blieb der Schub in den Auslieferungszahlen, den wir bei den vorherigen Bestsellerplatzierungen gesehen haben, diesmal leider aus. Dennoch finde ich, dass wir Glück gehabt haben: Immerhin konnten wir die Erscheinungswoche noch voll mitnehmen.


Mein Anteil des neunten Phileasson-Romans, Echsengötter, hat das Lektorat absolviert. Der Titel bezieht sich diesmal – anders als beim achten Band – auf den Phileassonstrang unserer Geschichte. Der Foggwulf wird sich mit sehr alten Wesenheiten herumschlagen, deren geschupptes Gefolge sie schon länger anbetet, als Menschen in Aventurien wandeln.


Wer wissen möchte, wie es mir zu Beginn der Coronakrise ging, dem empfehle ich diesen Audiobeitrag auf der Patreonseite des Kollegen Benjamin Spang.

Was ist

In den vergangenen Epistulae Corvi habe ich von einem Buch berichtet, bei dem mir Illustrator Timo Kümmel sehr geholfen hat. Nun ist es erhältlich: Schattenkult. Ja, sicher, ursprünglich ist der Roman 2014 erschienen, und 2018 gab es bereits eine erweiterte und überarbeitete Neuauflage im eBook. Aber diese Neufassung habe ich nun genommen, um ein wirklich schönes Buch zu machen. Ein Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, mit farbigen Illustrationen und Vignetten, die anzeigen, welcher Perspektivfigur man in der nächsten Szene folgt, und vielem mehr. In diesem Video stelle ich es vor – und da sieht man wohl auch, wie glücklich ich mit dieser Ausgabe bin:

Das Buch ist bei BoD erschienen und kann daher von jeder Buchhandlung bestellt werden. Ein signiertes Exemplar bekommt man bei mir.


Phileasson_IX

Schreiberisch beschäftigt mich noch immer Die Phileasson-Saga. Zum einen ist da der Beornstrang des neunten Romans, Echsengötter. Dieser schreitet mit großen Schritten voran, wobei ich nur sekundär beteiligt bin. Bernhard Hennen schreibt die Texte, ich bin der erste Leser und mache Verbesserungsvorschläge. Wir telefonieren nahezu täglich.

Auch, weil ich selbst am zehnten Band (Arbeitstitel Nebelinseln) schreibe. Die Schauplätze, an denen sich Phileasson im zehnten und Beorn im neunten Band aufhalten, haben viel miteinander gemein … Man könnte auch sagen: Die Handlungsebenen finden wieder zueinander. Und zwar umso enger, je weiter die Handlung im zehnten Band voranschreitet. Deswegen lasse ich im Manuskript längere Lücken, in denen ich nur mit Stichpunkten vermerke, was geschehen soll. Denn wie sich diese Geschehnisse konkret ausgestalten, hängt auch davon ab, was bis dahin im Beornstrang geschehen sein wird. Gestern haben wir zum Beispiel darüber gesprochen, ob eine Figur, die für das Finale vorgesehen war, dieses noch erleben wird. Nein, wird sie nicht …


Perry_Rhodan_Logo

Bei PERRY RHODAN tut sich ebenfalls etwas. Mit einem ergänzenden Beitrag bin ich in Heftroman 3060, Die Thesan und der Lordadmiral von Michelle Stern, vertreten. Genauer gesagt im eingehefteten PERRY RHODAN-Report. Dazu habe ich einen Artikel beigesteuert, in dem ich verschiedene Conventions vorstelle. Nach dem üblichen Turnus würde der Heftroman am 10. April in den Handel kommen; da das Karfreitag ist, wird er aber schon einen Tag früher ausgeliefert.


Der Phileasson-Videokanal führte lange Zeit ein Schattendasein. Bernhard und ich hatten vor etwa zwei Jahren die Idee, dort eine Reihe mit Kurzfilmen einzustellen, in denen wir unsere Bücher – insbesondere auch jenseits der Phileasson-Saga – vorstellen. Aus aktuellem Anlass haben wir dieses Projekt konkretisiert, und nun geht jeden Tag um 8:00 morgens ein solches Video online. Die Reihe heißt Startseite, weil wir immer die erste Seite des jeweiligen Buchs vorstellen. Da kann man also noch mitraten, worum es sich handelt. Der jeweils andere stellt dann Fragen oder macht Anmerkungen zum Gehörten, die der Autor beantwortet. Dabei lösen wir auch auf, um welches Buch es sich handelt.

Diese Videos sind kurz, wir wollen zehn Minuten nicht überschreiten. So kann man sie zum Start in den Tag anschauen oder auch in einer Pause jederzeit zwischendurch. Wir stellen sie zudem auf unseren Facebookseiten ein, wo wir den Löwenanteil der Reichweite realisieren, aber das vollständige Archiv findet man auf YouTube.

Zum Auftakt haben wir vierzehn Folgen vorproduziert; in der zweiten Staffel, also ab Folge XV, wird es auch Gastbeiträge von Kolleginnen und Kollegen geben. Daran arbeiten wir bereits.

Was wird

Mit dem schönen Schattenkult-Hardcover habe ich Blut geleckt. Derzeit träume ich von einer Collection Corvus, in der auch andere meiner Romane in vergleichbarem Format erscheinen sollen. Und das Beste: Diesem Traum steht auch die Corona-Isolation nicht entgegen. Eher sogar im Gegenteil – da Termine ausfallen, kann ich mich solchen Sachen widmen.

Schattenkult_HC

Die Umsetzung von Mehrteilern in dieser wertigen Form stellt allerdings neue Herausforderungen. Deswegen konzentriere ich mich auf die beiden Einzelromane, zu denen ich die Rechte von Piper inzwischen zurückbekommen habe: Grauwacht und Drachenmahr. Für beide Projekte habe ich Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden, mit denen ich in den vergangenen Tagen telefoniert habe. Hindernisse sind nicht in Sicht, und ich kann auf der Erfahrung mit Schattenkult aufbauen … Ich glaube: Meine nächsten Veröffentlichungen werden BoD-Hardcover sein.


Die Chancen, dass sie noch vor dem neunten Phileasson-Band erscheinen, sind recht hoch. Echsengötter ist auf den 10. August 2020 terminiert. Was die Arbeiten an dem Buch angeht, sehe ich das als realistisch an. Trotzdem gebietet die allgemeine Lage – siehe oben – eine generelle Vorsicht, was Erscheinungstermine angeht. Aber auch hier glaube ich, dass der neunte Band einer Reihe nicht so sehr im Fokus für Verschiebungen steht, als das bei einem Einzeltitel oder bei einem Buch der Fall wäre, das eine neue Reihe etablieren soll. Schließlich haben wir, und das ist ein großes Glück, eine Fanbasis, die den jeweils nächsten Band der Phileasson-Saga erwartet, was uns ein Stück weit unabhängig von Impulskäufen im Buchladen macht.


Für Band X, Nebelinseln (Arbeitstitel), gibt es noch keinen Termin. Mit Sicherheit wird er nicht mehr in diesem Jahr erscheinen. Dennoch möchte ich meine Texte dazu, soweit möglich, schreiben – einfach, weil ich momentan voll im Thema bin und auch all die vielen Kleinigkeiten parat habe, die ich mir in einem halben Jahr möglicherweise neu erarbeiten müsste.


Ich möchte in Kürze auch den Prolog von Band XI, Elfenkönig (Arbeitstitel), schreiben. Das ist, was den Kontext angeht, sogar leichter, als die laufende Serienhandlung weiterzuschreiben. Unsere Prologe sind bei der Phileasson-Saga ja so etwas wie vorgeschaltete Novellen von 80 bis 100 Seiten Länge, die zeitlich vor der Handlung spielen. Hier kann ich also einen klaren Fokus setzen, zu dem ich recherchiere, und werde mit einem überschaubaren Figurenensemble an einem bisher nicht betretenen Schauplatz agieren. Sprich: Es wird kaum Gefahr bestehen, dem bereits Geschriebenen zu widersprechen. Nach meinen ersten Überlegungen werden drei dieser Figuren den Lesern schon bekannt sein. Eine davon wird in der Haupthandlung eventuell das Zeitliche gesegnet haben – das wird sich im Finale von Band X entscheiden. Damit böte der Prolog ein Wiedersehen mit dieser Figur, die man in der Haupthandlung bereits verabschiedet hat. Eine vierte Figur wird in diesem Prolog möglicherweise handlungstragend sein, um dann in der Haupthandlung von Band XI und XII als Nebenfigur aufzutauchen. Ich mag diese Verknüpfungen. Wenn man Elemente wiedererkennt, macht das eine fiktive Welt dichter.


Hinter sämtliche Veranstaltungen, die eine persönliche Begegnung beinhalten – also Lesungen ebenso wie Conventions oder Workshops – muss man derzeit leider ein Fragezeichen machen, wenn sie nicht bereits abgesagt oder verschoben wurden. Auf meiner Terminseite dokumentiere ich jeweils den aktuellen Stand.


Sie merken: Zwar geht die Coronakrise auch an mir nicht spurlos vorüber, aber bislang erwischt sie mich vergleichsweise milde. Als Schriftsteller arbeite ich ohnehin von zu Hause, da ändert sich nichts. Ich hoffe, Sie kommen ähnlich glimpflich durch diese Tage. Und wenn alles überstanden ist, trifft man mich wieder an den gewohnten Orten, und der Thorwalerchor wird wieder schmettern, dass das Langhaus bebt – versprochen!


Robert CorvusBernard Craw



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